

Depressionsforschung: Hilfe bei Therapieresistenz
Der Leidensdruck bei einer schweren Depression kann für Betroffene, aber auch deren Angehörige immens sein. Jede vierte Frau und jeder achte Mann erkrankt mindestens einmal im Leben an einer behandlungsbedürftigen Depression. In der Depressionsforschung werden unterschiedliche Hypothesen verfolgt, um neue Erkenntnisse für die Entwicklung zielgerichteter Therapien zu erlangen.

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Die Ursachen einer Depression besser zu verstehen, um neue und effektivere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln, ist nicht nur für Betroffene von großer Bedeutung, sondern auch gesamtgesellschaftlich von zunehmender Relevanz. Depressionen zählen mittlerweile zu den Volkskrankheiten mit weitreichenden Auswirkungen auf Gesellschaft und Gesundheitssysteme. In der EU leiden etwa 40 Millionen Menschen sogar an einer schweren Depression. Verglichen mit anderen Krankheitsgruppen ist die Depression eine Erkrankung, bei der die Betroffenen eine besonders hohe Anzahl gesunder Lebensjahre an die Krankheit verlieren.
Der Leidensdruck ist nicht nur bei den Erkrankten selbst sehr hoch, auch ihr berufliches wie privates Umfeld ist betroffen.
Zwischen Sorge und Selbstfürsorge
Häufig sind Angehörige oder Freund:innen die ersten, die auf die Erkrankung aufmerksam werden und eine Brücke zum Hilfesystem bauen. Deshalb sind Aufklärung und eine enge Einbeziehung des Umfelds zentrale Bestandteile einer effektiven Therapie. So können sich auch Angehörige nicht nur über verschiedene Behandlungsoptionen informieren, sondern auch ein besseres Verständnis für die Erkrankung entwickeln.
Zudem ist es wichtig, Angehörigen eine Hilfestellung zu vermitteln, wie sie als Mitbetroffene gut für sich selbst sorgen können. Eine gute Selbstfürsorge im Umgang mit Stress, ein gesunder Lebensstil, regelmäßige Entlastung und Erholung, körperliche Bewegung und soziale Interaktion mit anderen Menschen sind nicht nur für die Patient:innen wichtige Bestandteile einer effektiven Therapie, sondern können auch präventiv einer Depression entgegenwirken.
Die wichtigsten Punkte
- Was ist eine Depression?
- Die Depression ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, welche oftmals selbst von Betroffenen stark unterschätzt wird. Bei dem Verdacht oder ersten Anzeichen einer Depression sollten sich Betroffene daher zeitnah an ihre Ärztin oder ihren Arzt wenden. Mehr erfahren
- Behandlung
- Depression ist gut behandelbar. Selbst bei einer schweren depressiven Episode gibt es heute gute und wirksame Möglichkeiten der Behandlung. Betroffene sollten mit ihren Ärzt:innen besprechen, welche der aktuellen Therapieoptionen für sie infrage kommen. Mehr erfahren
- Für Angehörige
- An einer Depression zu erkranken, ist nicht nur für die direkt Betroffenen ein schwerer Einschnitt in ihr Leben. Auch auf Angehörige, Partner:innen oder Freund:innen hat die Erkrankung im Alltag einen großen Einfluss. Mehr erfahren
- Geschichten von Betroffenen und Angehörigen
- Hier berichten Betroffene und Unterstützer:innen der Initiative „Gemeinsam gegen Depression" über ihre Erfahrungen mit der Erkrankung und teilen ihre ganz persönlichen Geschichten. Mehr erfahren
- Nützliche Links
- Manchmal können kleine Dinge eine große Hilfe sein. Hier finden Betroffene und Angehörige eine Sammlung hilfreicher Links zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten, welche den Alltag mit einer Depression erleichtern und gute weiterführende Kontakte bieten können. Mehr erfahren
Depression ist nicht gleich Depression
Depressionen werden in unterschiedliche Schweregrade von leicht, mittelgradig bis schwer eingestuft. Bei einer schweren Depression bestehen alle Haupt- und mindestens vier Zusatzsymptome für mehr als zwei Wochen. Zu den Hauptsymptomen einer Depression zählen eine gedrückte, traurige Stimmung, Freud- und Interesselosigkeit und Antriebsschwäche mit erhöhter Müdigkeit. Je nach Schweregrad einer Depression entscheidet sich, ob und welche Therapie ausgewählt werden sollte.
Gerade bei einer schweren Depression ist eine gezielte und schnelle Behandlung angeraten, da eine zeitnahe Linderung der Symptome besonders wichtig ist. Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen spürbar zu verbessern, ihnen Lebensfreude und eine Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
Behandlung von Depression braucht Zeit und Geduld
In vielen Fällen ist bei einer schweren Depression auch eine medikamentöse Therapie sinnvoll. Oft können psychotherapeutische und weitere Maßnahmen erst greifen, wenn sich der Zustand der Betroffenen stabilisiert hat. Es ist aber bei der Depression keine Seltenheit, dass Antidepressiva nicht zufriedenstellend wirken. Oft werden mehrere Therapieversuche benötigt, bis eine Besserung eintritt. Spricht eine Betroffene oder ein Betroffener trotz ausreichender Dosierung und Behandlungsdauer schlecht auf mehrere medikamentöse Behandlungen an und bessern sich die Beschwerden nicht zufriedenstellend, sprechen Fachleute von einer schwer behandelbaren oder therapierefraktären Depression (TRD).
Dank intensiver Forschung stehen inzwischen auch für diese Betroffenen Therapieoptionen zur Verfügung, mit denen eine deutliche Verbesserung der depressiven Symptome herbeigeführt werden kann. Bei einigen kann die akute depressive Episode komplett beendet werden.
Neuroplastizitäts-Hypothese als Forschungsansatz
Seit vielen Jahrzehnten sind die neurobiologischen Vorgänge bei einer Depression Gegenstand der Forschung. Der Wirkansatz vieler klassischer Antidepressiva beruht auf der Hypothese, dass die Menge bestimmter Botenstoffe (vor allem Serotonin und Noradrenalin) bei Menschen, die von Depressionen betroffen sind, im Ungleichgewicht sei (Monoaminmangel-Hypothese).
Andere Theorien weisen darauf hin, dass auch chronische Entzündungen und eine gestörte Darmflora depressive Symptome hervorrufen können.
Inzwischen mehren sich auch Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Neuroplastizität, also der Fähigkeit des Gehirns, sich an veränderte äußere Anforderungen (z. B. chronischer Stress) oder auch Schädigungen anzupassen, und der Entwicklung einer Depression.
Es wird davon ausgegangen, dass eine beeinträchtigte Neuroplastizität und damit eine Rückbildung von synaptischen Verbindungen zu einer Depression führen und diese verstärken kann. Bestimmte Wachstumsfaktoren im Gehirn (z. B. BDNF), die eine Neubildung von Synapsen fördern können und bei Patient:innen mit Depressionen reduziert sind, scheinen damit im Zusammenhang zu stehen.

Nach Ausschüttung des Wachstumsfaktors werden durch dessen Bindung an Rezeptoren in der Zelle Signalkaskaden angestoßen. Hierdurch kommt es zu einer Zunahme der synaptischen Verbindungen und damit zu einer besseren Vernetzung im Gehirn. Die Neuroplastizität kann damit insgesamt verbessert werden.
Mit freundlicher Unterstützung der Janssen-Cilag GmbH
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